5 Beispiele Gewaltfreier Kommunikation und wie du sie im Alltag anwendest

Stell dir folgende Situation vor: Du arbeitest mit einem Kollegen an einem gemeinsamen Projekt. Der Kollege möchte von dir, dass du bis Morgen bestimmte Informationen freigibst, weil es eilt. 

Was glaubst du, welche Ansprache lädt dich mehr zur Kooperation ein?

Möglichkeit 1: "Es wäre wirklich hilfreich, wenn du die Informationen freigegeben würdest. So langsam wird es nämlich eng mit der Zeit, und es wäre blöd, wenn wir das Projekt nicht rechtzeitig abschließen könnten."

Möglichkeit 2: "Mir ist eben aufgefallen, dass die Informationen für das Projekt noch nicht freigegeben wurden. Ich werde etwas nervös, weil wir morgen die Deadline haben und ich das Projekt gerne rechtzeitig abschließen möchte. Kannst du mir sagen, ob es dir möglich ist, die Freigabe bis morgen 18.00 Uhr zu erledigen?"

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein effizientes Werkzeug, um Konflikte zu lösen, Verständnis zu fördern und Beziehungen zu stärken. Entwickelt von Marshall B. Rosenberg, bietet die GFK eine strukturierte Methode, um Bedürfnisse klar auszudrücken, ohne auf Vorwürfe oder Bewertungen zurückzugreifen. Hier sind einige praktische Beispiele Gewaltfreie Kommunikation im beruflichen Alltag und in zwischenmenschlichen Beziehungen anzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

  1. Beispiele

    1. Konstruktives Feedback geben mit der Gewaltfreien Kommunikation

    2. Konfliktlösung im Team mit Gewaltfreier Kommunikation

    3. Umgang mit Kritik durch Gewaltfreie Kommunikation

    4. Klarheit in der Verantwortungsverteilung durch Gewaltfreie Kommunikation

    5. Sich authentisch und ganz zeigen können mit Gewaltfreier Kommunikation

  2. Fazit: Gewaltfreie Kommunikation im Alltag effektiv anwenden

Drei Personen aus einem Team sind mit Puzzleteilen zu sehen, die symbolisch für den Alltag stehen

Beispiele

a. Konstruktives Feedback geben mit der Gewaltfreien Kommunikation

Feedback zu geben und anzunehmen ist in der heutigen Arbeitswelt essenziell, denn nur so kann Entwicklung und Lernen stattfinden. Mit Feedback verbinden viele Menschen eher negatives, alte Glaubenssätze wie „Feedback heißt, ich werde kritisiert“, finden sich hier schnell wieder. Zum einen ist Feedback im Sinne der GFK niemals Kritik, sondern immer eine Möglichkeit zum Wachstum einer Person beizutragen. Zum anderen zielt die Gewaltfreie Kommunikation darauf ab, das eigene Empfinden und die zugrundeliegenden Bedürfnisse klar auszudrücken. Indem man seine eigenen Gefühle und Sorgen in Bezug auf eine Situation oder Verhalten teilt und gleichzeitig konkrete Vorschläge zur Verbesserung macht, wird Raum für Wachstum und Veränderung geschaffen.

Statt zu meinem Kollegen zu sagen: „Du bist immer so unorganisiert, du solltest mal das neue Tool XYZ ausprobieren!“, könnte man gemäß der GFK sagen: „Wenn du sagst, dass du zu viel zu tun hast und überfordert bist, dann bin ich ganz besorgt und ich merke, dass ich dich unterstützen möchte. Möchtest du hören, welche Idee ich habe?“

Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Kollege meinen Vorschlag wirklich hören will, steigt, wenn ich nicht über ihn urteile, sondern sein Wachstum im Blick habe und er hört, dass ich ihn unterstützen möchte.

b. Konfliktlösung im Team mit Gewaltfreier Kommunikation

In Teams können Konflikte oft hochkochen, wenn verschiedene Meinungen und Ideen aufeinanderprallen. Anstatt Vorwürfe zu machen oder die Ideen anderer zu bewerten, bietet die Gewaltfreie Kommunikation eine strukturierte Methode, um Bedenken zu äußern und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Indem man Bedenken in Form von eigenen Empfindungen und Bedürfnissen ausdrückt und gleichzeitig Raum für die Perspektiven anderer schafft, können Teams effektiver zusammenarbeiten und Konflikte konstruktiv lösen.

Anstatt in einem Meeting zu sagen: „Ich glaube, deine Idee funktioniert nicht!“, könnte man formulieren: „Ich merke, dass ich unruhig bin, da ich die Umsetzbarkeit deiner Idee noch nicht ganz verstanden habe. Könntest du mir noch mal erklären, wie du das konkret umsetzen möchtest?“

c. Umgang mit Kritik durch Gewaltfreie Kommunikation

Der Umgang mit Kritik ist eine Schlüsselkomponente der Gewaltfreien Kommunikation. Anstatt sich angegriffen zu fühlen oder in die Verteidigung zu gehen, hilft es, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Dies fördert Verständnis und ermöglicht es beiden Parteien, die zugrundeliegenden Bedürfnisse besser zu verstehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die für beide akzeptabel sind.

Statt zu reagieren mit: „Du verstehst mich nie!“, könnte man antworten: „Wenn ich höre, dass du meine Vorschläge ablehnst, bin ich frustriert, weil ich gerne zur Lösung beitragen möchte. Kannst du mir sagen, was genau dich an meinem Vorschlag nicht überzeugt hat?“

d. Klarheit in der Verantwortungsverteilung durch Gewaltfreie Kommunikation

Oft fühlen sich Menschen in Teams oder Organisationen nicht gehört oder respektiert, da ihre Verantwortlichkeiten und Aufgaben nicht genau geklärt sind oder nicht eingehalten werden. Die Gewaltfreie Kommunikation hilft, Klarheit in die Kommunikation und damit auch Klarheit in Strukturen und Prozesse zu bringen. Indem man konkret beschreibt, was man braucht und warum dies wichtig ist, schafft man die Grundlage für eine respektvolle Zusammenarbeit und nicht nur eine transparente, sondern auch eine faire Verteilung von Verantwortlichkeiten.

Anstatt zu sagen: „Du übernimmst nie Verantwortung für deine Aufgaben!“, könnte man sagen: „Wenn ich sehe, dass die Aufgaben im Projekt X nicht termingerecht erledigt werden, fühle ich mich besorgt und überlastet, weil ich die pünktliche Abgabe des Projekts sicherstellen möchte. Können wir einen klaren Plan erstellen, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist, um Missverständnisse zu vermeiden?“

e. Sich authentisch und ganz zeigen können mit Gewaltfreier Kommunikation

Emotionen sind ein natürlicher Teil der zwischenmenschlichen Interaktion, und die Gewaltfreie Kommunikation ermutigt dazu, Emotionen ehrlich und klar auszudrücken. Besonders für Menschen, die Schwierigkeiten haben, Nein zu sagen und ihre Grenzen zu setzen, kann dies eine herausfordernde, aber wichtige Praxis sein. Indem man sich selbst erlaubt, Emotionen zu benennen und zu kommunizieren, können Missverständnisse vermieden und der Raum für gegenseitiges Verständnis und Unterstützung erweitert werden.

Die GFK bietet die Möglichkeit, sich selbst besser einschätzen zu können, durch das Kennenlernen und Wahrnehmen der eigenen Emotionen. Je mehr wir sie üben, desto leichter wird es fallen, die Emotionen nicht mehr zu unterdrücken, sondern auszusprechen. Statt „Ja, das kann ich machen“ könnte man offen sagen: „Ich fühle mich überfordert, wenn ich zusätzliche Aufgaben übernehmen soll, da meine aktuellen Projekte bereits meine ganze Aufmerksamkeit und Zeit benötigen. Könnten wir besprechen, wie die Aufgaben besser verteilt werden können?“

Die Gewaltfreie Kommunikation fördert ein tieferes Verständnis und ermöglicht es, Konflikte auf eine konstruktive Weise anzugehen. Indem man seine Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und konkrete Bitten klar formuliert, wird die Kommunikation effektiver und die Zusammenarbeit in Teams verbessert.

Tags Eine Girlande symbolisiert das Fazit und steht für das Feiern in der Gewaltfreien Kommunikation

Fazit

Gewaltfreie Kommunikation ist ein Instrument, das den zwischenmenschlichen Austausch wertschätzender und konfliktfreier macht. Durch die bewusste Anwendung dieser Methode können Konflikte nicht nur vermieden, sondern auch konstruktiv gelöst werden. Der Schlüssel liegt darin, Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten klar zu formulieren, um Missverständnisse zu minimieren und zu Kooperations einzuladen. Insbesondere im beruflichen Umfeld kann die GFK dazu beitragen, dass Teams kollaborativer zusammenarbeiten, Feedback konstruktiv angenommen wird und die Verantwortlichkeiten klar verteilt sind. Die regelmäßige Praxis der Gewaltfreien Kommunikation stärkt nicht nur das Verständnis untereinander, sondern hilft jedem Teammitglied authentischer und selbstwirksamer zu sein.

Um noch tiefer in das Thema einzutauchen lies auch gerne unsere Beiträge zu Bedürfnisse in der Gewaltfreien Kommunikation  und Gefühle in der Gewaltfreien Kommunikation.

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Gewaltfreie Kommunikation (GFK) in Organisationen: Ein Weg zu effektiverer Führung und Teamarbeit